Freitag, 5. Januar 2018
Update Amerika/4. Januar
Ich habe New York verlassen und bin mittlerweile in Springfield, Massachusetts. Am letzten Abend in New York bin ich mit Freunden in eine Spielehalle gegangen.
Dazu kann ich nur eins sagen: Großer Spaß, großes Suchtpotenzial!

In Springfield mache ich Couchsurfing. Das ist mittlerweile das zweite Mal, dass ich Couchsurfe. Das erste Mal war in Athen und war eher nicht so toll. Ich hatte damals das Profil vom Gastgeber nicht aufmerksam genug durchgelesen. Übersehen hatte ich seine Hobbys, die zu einem "Clothing optional" und zum anderen "Exchange Massage" waren.

Das wurde mir dann schmerzlich auf dem Weg zu seiner Wohnung bewusst. Es fing an, indem er  mich fragte, ob ich Rückenschmerzen von dem Ganzen reisen habe. Was ich nicht hatte. Trotzdem bot er mir an, mich zu massieren. Auch würde er sich darüber freuen, wenn ich ihn massieren würde. Ich lehnte es ab.

Der nächste Knaller kam gleich hinterher. Er läuft immer nackt in seiner Wohnung rum, erklärte er mir. Ob ich auch nackt durch seine Wohnung laufen würde, fragte er mich dann. Auch das lehnte ich einigermaßen geschockt ab.

In seiner Wohnung angekommen fragte er mich dann, ob ich denn duschen wolle. "Ne, ich dusche immer am Morgen" erklärte ich ihm daraufhin. Die Antwort gefiel ihm aber nicht so richtig, deswegen versuchte er mich zu überzeugen doch zu duschen. Ich hätte doch geschwitzt tagsüber und eine Dusche am Abend würde doch gut sein. Um 19:00 Uhr sind wir in seiner Wohnung angekommen und um 20:00 Uhr bin ich schlafen gegangen. In dieser einen Stunde hat er gleich dreimal gefragt, ob ich duschen gehen möchte.

Am Morgen bin ich dann duschen gegangen. Der nächste Schock war, dass ich die Badezimmertür nicht abschließen konnte. Nun war mir klar, warum er mich die ganze Zeit gefragt hat, wann ich duschen gehen will. Er wollte ausversehen ins Bad gehen, um mich nackt sehen, damit er sich stimulieren kann.

Mein Plan war also, solange meine Zähne zu putzen, bis er "ausversehen"  reinkommt und dann erst danach zu duschen. Und siehe da, nach zehn Minuten platzte er tatsächlich ins Badezimmer und erklärte mir, wo die Handtücher waren. Die waren neben dem Waschbecken, nur ein kompletter Vollidiot hätte sie übersehen. Aber ich war noch voll bekleidet und er konnte mich nicht nackt sehen. Danach, bei meiner zweiminütigen Dusche ist er dann nicht ins Bad geplatzt. Am Ende war ich heilfroh, als ich die Wohnung verlassen konnte und wieder in Freiheit war.

Deswegen war ich einigermaßen angespannt als ich in Springfield ankam. Ich hatte eine satte Verspätung von 1 1/2 Stunden, weil auf der Autobahn Stau war. Der Gastgeber, Ben hatte die ganze Zeit über am Busbahnhof auf mich warten müssen.

Er war aber kein bisschen sauer. Im Gegenteil, er hat für mich gekocht und war überfreundlich. Ich werde von ihm behandelt wie ein Enkelsohn, der seinen Opa besucht. Nach dem Essen gab es noch Eis und Apfelkuchen, zudem habe ich ein riesiges Bett und kann solange schlafen wie ich will. Ben wohnt in einen Einfamilienhaus in einer Siedlung in Springfield. Er wohnt dort mit seiner Mutter, die Alzheimer hat und von ihm gepflegt wird. Ben war bei der Army, ist allerdings schon seit dem 38. Lebensjahr in Frührente. Warum? Weiß ich nicht.
Im Endeffekt ist das hier dass komplette Gegenteil von der ersten Erfahrung mit Couchsurfing.

Heute habe ich seinen Onkel kennengelernt. Ein kleiner Zwerg, laut eigener Aussage ist er 1,55 Meter groß. Die Familie von Ben ist nach dem ersten Weltkrieg von Italien nach Amerika ausgewandert. Im Haus seines Onkels sind lauter Italien Flaggen und er hat mich auch gleich zum Pasta essen eingeladen. Der kleine Mann ist konservativ und hat Trump gewählt. Ein netter Typ, der von 1955-1957 in Deutschland als Soldat stationiert war. Er spricht leider kein deutsch, weil anscheinend schon in der Nachkriegszeit die meisten Deutschen englisch gesprochen haben.

Ben kann dadurch, dass er bei der Army war kostenlos zur amerikanischen Airbase in Ramstein nach Deutschland fliegen. Aber er kann erst wieder reisen, wenn er seine Mutter nicht mehr pflegen muss. Die sollte eigentlich schon vor neun Jahren gestorben sein, laut Aussage der Ärzte. Ben pflegt sie aber so gut, dass sie lebt und offensichtlich gut gelaunt ist.

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